Am 30.09.25 fanden sich mehr als 75 Menschen vor dem Rathaus zusammen, um für den Erhalt der Flüchtlingshilfe Flensburg e.V. zu demonstrieren. Die Flüchtlingshilfe ist die größte Anlaufstelle für Flüchtlinge in Flensburg und ist die einzige Institution, die Menschen, die hier in Not ankommen, so umfassend betreut: Von der Erstaufnahme über Sprachkurse hin zu praktischer Integration. Die sechs hauptamtlichen Mitarbeiter*innen koordinieren knapp 100 Ehrenamtler*innen, die unbürokratisch und praktisch tun, was nötig ist. Eine Urlaubsvertretung ist von keiner anderen Flensburger Anlaufstelle zu leisten, woraus sich seit zehn Jahren ein Dauerbetrieb entwickelt hat. Hier wird wirklich mit ganzem Herzen und mit aller zur Verfügung stehenden Kraft gearbeitet.
In dieser Zeit, in der der Klimawandel Tempo aufnimmt und in den kommenden Jahrzehnten mit Millionen Klimaflüchtlingen zu rechnen ist, sind wir gut beraten diese bestehenden Strukturen nicht nur zu erhalten, sondern auch auszubauen. Zudem benötigt dieses Land, entgegen der rechten Propaganda, Zuwanderung. Das Handwerk sucht händeringend Auszubildende und der Gesundheits- und Pflegebereich ist ohne die helfenden Hände von Immigranten schon lange nicht mehr denkbar, ganze Krankenhäuser müssten ihren Betrieb einstellen. Bei der anhaltenden Alterung unserer Gesellschaft können wir dankbar sein, wenn Menschen, trotz der derzeitigen Regierung und dem Rechtstrend, noch zu uns kommen wollen.
Unter diesen Gesichtspunkten sind die vom Land vorgenommenen Streichungen zur Unterstützung geflohener Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, wie auch die Umstrukturierung von Fördergeldern allgemein, deren Umsetzung bislang auf sich warten lässt und sämtliche Hilfsorgansiationen im ganzen Land in Existenznot bringt, nicht nachvollziehbar. Städte und Gemeinden sind im Zugzwang.
Die Flüchtlingshilfe in Flensburg machte bereits vor Monaten auf die sich zuspitzende Situation aufmerksam, was leider von den Parteien nicht aufgenommen worden ist. Für die sich grade neugegründete Fraktion aus den BüSoS und dem Kreisverband der Linken, war es selbstverständlich auf dieses Versäumnis hinzuweisen und mit einem Dringlichkeitsantrag die finanzielle Notlage der Flüchtlingshilfe in den Ratssaal zu bringen. Anderenfalls wären in diesem Monat die Räumlichkeiten und Mitarbeiter*innen gekündigt worden.
Bislang konnte eine Übergangslösung für die kommenden Monate gefunden werden, doch ein Aufatmen ist noch nicht in Sicht. Es bleibt zu hoffen, dass das Land die angedachten Prozesse bis zum Februar nächsten Jahres umgesetzt hat. Ansonsten sehen wir uns alle sicherlich vor dem Rathaus wieder.
