Hartz-IV hat Deutsch­land zur Armuts­re­pu­blik gemacht

Hartz-IV hat Deutsch­land zur Armuts­re­pu­blik gemacht. Eine Sank­ti­ons­freie Mindest­si­che­rung könnte daran etwas ändern — anders als das Bürger­hartz der Ampel. Die Frak­tion DIE LINKE macht sich dafür stark.

In Deutsch­land sind laut Statis­ti­schem Bundes­amt 24 Prozent der Bevöl­ke­rung von Armut und sozia­ler  Ausgren­zung bedroht. Damit gehört Deutsch­land in Europa im nega­ti­ven Sinne weit vorn. In ande­ren vergleich­bar reichen  Indus­trie­län­dern liegt die Zahl gut zehn Prozent­punkte niedriger.

Ein zentra­ler Grund liegt im Hartz-IV-System. Ziel der Hartz-Refor­men war die Schaf­fung eines Nied­rig­lohn­sek­tors und damit verbun­den die radi­kale Senkung von Sozi­al­leis­tun­gen. Gut sieben Millio­nen Menschen, die z.B. als Gering­ver­die­ner oder als Erwerbs­lose Hartz IV erhal­ten oder als Erwerbs­un­fä­hige oder als Nied­ri­grent­ner im Grund­si­che­rungs­be­zug leben, erhal­ten heute Sätze, die von allen Bundes­re­gie­run­gen gezielt immer klei­ner gerech­net wurden und durch soge­nannte Sank­tio­nen weiter gekürzt werden können.

Die verhee­ren­den Wirkun­gen sind allent­hal­ben zu sehen, von Betrof­fe­nen dutzend­fach beschrie­ben und durch Studien zur Genüge belegt. Gesunde Ernäh­rung oder gesell­schaft­li­che Teil­habe ist mit den gelten­den Hartz IV-Sätzen nicht möglich. Kinder, die mit Hartz IV aufwa­chen, leben mit großen Entbeh­run­gen. Ihnen werden wich­tige Lebens­chan­cen vorent­hal­ten. Hartz IV bedeu­tet viel­fach strenge Armut. Wem es nicht gelingt, den Leis­tungs­be­zug zu verlas­sen, dem drohen Stig­ma­ti­sie­rung und Verein­sa­mung. Die derzeit gras­sie­rende Infla­tion und pande­mie­be­dingte Sonder­ef­fek­ten verschär­fen die Lage.

Katja Kipping, Sozi­al­ex­per­tin der Frak­tion DIE LINKE, erklärt: “Im Koali­ti­ons­ver­trag ist weder von einer Neube­stim­mung der Hartz-IV-Sätze noch von der voll­stän­di­gen Abschaf­fung der Sank­tio­nen die Rede. Ein Abschied vom System von Drohung, Drohung und Schi­kane hin zu Vertrauen, Unter­stüt­zung und sozia­len Garan­tien ist das nicht.”

Die Frak­tion DIE LINKE fordert eine sank­ti­ons­freie Mindest­si­che­rung. Sie müsste derzeit, um armuts­fest zu sein, mindes­tens 1200 Euro netto betra­gen. Statt eines ausgrei­fen­den Nied­rig­lohn­sek­tors will die Frak­tion einen  armuts­fes­ten Mindest­lohn und gute Arbeit, um die Notwen­dig­keit ergän­zen­den Hartz-IV-Bezugs zu überwinden.

Neben einen Antrag zur sank­ti­ons­freien Mindest­si­che­rung (PDF) hat die Frak­tion DIE LINKE einen Antrag einge­bracht, der als Sofort­maß­nahme einen Infla­ti­ons­aus­gleich beinhal­tet. Beide Anträge werden am Donners­tag im Plenum des Bundes­ta­ges debat­tiert. “Die aktu­elle Anpas­sung des Hartz-IV-Satzes stellt vor dem Hinter­grund der Infla­ti­ons­ent­wick­lung eine fakti­sche Kürzung dar”, erklärt dazu Katja Kipping. “Die Betrof­fe­nen haben aber schlicht keine Reser­ven mehr. Wir appel­lie­ren daher auch an die Abge­ord­ne­ten, die gegen die armuts­feste Sank­ti­ons­freie Mindest­si­che­rung stim­men wollen: Sorgen Sie wenigs­ten für einen Ausgleich der Infla­tion und verhin­dern Sie eine weitere Kürzung der ohne­hin zu nied­ri­gen Sätze.”

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