Entschlos­sen gegen den Bildungsnotstand

Entschlos­sen gegen den Bildungsnotstand.

Vier Punkte, die wir JETZT ange­hen müssen.

Das Bildungs­sys­tem steht vor dem Kollaps: Lehr­kräfte kämp­fen sich durch den Schul­all­tag, werden zur Mangel­ware, Unter­richts­ver­kür­zung und Unter­richts­aus­fall sind schon längst Fakt, ein Vier­tel der Viert­kläss­ler kann nicht mehr rich­tig lesen und schrei­ben. Die kaputt gesparte Bildungs­in­fra­struk­tur reicht von maro­den Schu­len über fehlende Schul­plät­zen bis hin zu Burn­out bei Lehren­den, Verzweif­lung bei Eltern und Kindern. Die soge­nannte Lösung der Minis­te­rien: immer größere Klas­sen und Verdich­tung. Das verschärft die Probleme der Kinder und Jugend­li­chen aber immer weiter. Schüler:innen, Eltern, Lehrer:innenverbände schauen sorgen­voll auf das anste­hende Schuljahr.

Allein bei Schul­ge­bäu­den drückt ein Inves­ti­ti­ons­stau von rund 47,4 Milli­ar­den Euro (KfW-Kommu­nal-Panel 2023). Seit Jahren blei­ben notwen­dige Moder­ni­sie­rungs­in­ves­ti­tio­nen aus, werden gekürzt oder aufge­scho­ben. Während­des­sen feiern der Privat­sek­tor und Stif­tun­gen in der Bildung Hoch­kon­junk­tur. Wer es sich leis­ten kann, schickt seine Kinder auf Privat­schu­len und zu Nach­hil­fe­stun­den. Unter­des­sen fallen laut Forschungs­in­sti­tut für Bildungs- und Sozi­al­öko­no­mie (FiBS) 630.000 Jugend­li­che durchs Raster, befin­den sich weder in der Schule noch in Ausbildung.Das Schul­sys­tem hält dabei konstant den alten Trott aufrecht: den Kreis­lauf aus Druck, Pauken, Testen und Aussor­tie­ren. Die dauernde Verdich- tung der Unter­richts­in­halte hat zu einem enor­men Anstieg des Leis­tungs­drucks geführt. Die Schule muss weg vom Pauken und hin zum verste­hen­den Lernen.

An den Schu­len fehlen Lehrer:innen, Schulpsycholog:innen, Sozialpädagog:innen und Erzieher:innen. In Deutsch­land hängen nach wie vor die Bildungs­chan­cen von der sozia­len Herkunft ab. Kinder aus Akademiker:innenhaushalten bekom­men doppelt so häufig eine Gymna­si­al­emp­feh­lung nach der Grund­schul­zeit wie Kinder aus Arbeiter:innenfamilien bei glei­cher Leis­tung. DIE LINKE will das nicht länger hinnehmen!

Weder die Kultusminister:innenkonferenz noch die Bundes­re­gie­rung sind willens, eine Trend­wende in der Bildung einzu­lei­ten. Damit muss jetzt Schluss sein!

Wir LINKE stehen an der Seite von Schüler:innen, Lehr­kräf­ten, Erzieher:innen, Eltern, Studie­ren­den und Wissenschaftler:innen, Gewerk­schaf­ten, Bildungs­or­ga­ni­sa­tio­nen und ‑initia­ti­ven, die sich zusam­men­ge­fun­den haben und für eine bessere Bildung kämp­fen. Wir unter­stüt­zen seit Jahren gute Ideen für eine neue Schule, neue Lern­kul­tur, mehr Teil­ha­be­chan­cen und für den Kampf gegen Bildungsungerechtigkeit.

Die Herstel­lung von Bildungs­ge­rech­tig­keit ist eine gesamt­ge­sell­schaft­li­che Aufgabe. Das Ziel muss ein inklu­si­ves, demo­kra­ti­sches Schul­sys­tem sein. Dafür müssen Bund, Länder, Städte und Gemein­den endlich an einem Strang ziehen.

DIE LINKE fordert:

1. Schu­len zu Wohl­fühlor­ten machen

  • Der Bund darf sich nicht länger um die Finan­zie­rung von Schule drücken. Deshalb fordert DIE LINKE ein »100 Milli­ar­den-Euro-Sonder­ver­mö­gen für Bildung« des Bundes zur Sanie­rung, Moder­ni­sie­rung und Unter­stüt­zung der Bildungs­ein­rich­tun­gen, um die Mangel­wirt­schaft zu been­den. Die Schu­len plat­zen aus allen Nähten. Es muss für alle Kinder und Jugend­li­chen ein guter Schul­platz gesi­chert sein.
  • Das Koope­ra­ti­ons­ver­bot in der Bildung muss voll­stän­dig fallen und statt­des­sen soll eine Gemein­schafts­auf­gabe Bildung im Grund­ge­setz fest­ge­schrie­ben werden.

2. Lernen ohne Druck und Angst

  • Das geglie­derte Schul­sys­tem ist und bleibt ein Brand­be­schleu­ni­ger für soziale Ungleich­heit. Wir müssen stär­ken statt sortie­ren: ‚Eine Schule für alle‘ ist die Antwort! Und zwar gemein- sam lernen von Klasse 1 bis 10. Länge­res gemein­sa­mes Lernen – ganz­tä­gig, demo­kra­tisch und selbst­be­stimmt – muss das Ziel sein. Dabei darf der Ganz­tag nicht zur bloßen Betreu- ung verkom­men. Es müssen klare, bundes­ein­heit­li­che und vor allem verbind­li­che Quali­täts- stan­dards her. Kein Kind darf zurück­ge­las­sen und allen Kindern muss ein guter Schul- abschluss ermög­licht werden.
  • Abschu­len und Sitzen­blei­ben muss Schnee von gestern werden. Kinder und Jugend­li­che wollen die Welt verste­hen, Probleme lösen und Ergeb­nisse ihrer Anstren­gun­gen errei­chen und nicht nur für Tests und Prüfun­gen büffeln.
  • Der Stress wird verstärkt, wenn zu große Klas­sen in zu engen Räumen arbei­ten. Lernen in klei­ne­ren Klas­sen bzw. Lern­grup­pen mit mehr indi­vi­du­el­ler Förde­rung sorgt für mehr Leis­tung und ein besse­res Lernklima.
  • Haus­auf­ga­ben und Noten gehö­ren abge­schafft. Einüben und Wieder­ho­len hat in der Schul­zeit zu geschehen.
  • Demo­kra­ti­sche Schule braucht mehr Mitbe­stim­mung und gemein­schaft­li­ches Lernen.

3. Gute Arbeit im Klassenzimmer

  • Die büro­kra­ti­sche Belas­tung muss runter vom Lehr­kraft­schreib­tisch, Schu­len brau­chen mehr Zeit und Bera­tung für Schul­ent­wick­lung und der IT-Support muss verbind­lich extern abge­si­chert werden.
  • Die Gleich­stel­lung bei der Bezah­lung von Lehr­kräf­ten unab­hän­gig von Schul­form und Schul­stufe (A 13/E 13) muss bundes­weit her.
  • Eine Ausbil­dungs­of­fen­sive für mehr Lehrer:innen und Erzieher:innen ist drin­gend notwen­dig. n Die Lehrer:innenausbildung muss praxis­nah refor­miert werden. Dazu gehört auch, die
  • Studien- und Ausbil­dungs­be­din­gun­gen insge­samt zu verbes­sern und besser mit der Praxis zu verzah­nen sowie die Quali­tät der Lehre zu stei­gern. Die Lehrer:innenbildung darf nicht länger Spar­mo­dell an Hoch­schu­len sein. Es müssen Stra­te­gien entwi­ckelt werden, um die Abbruch­quo­ten bei Lehr­amts­stu­die­ren­den sowie von Erzieher:innen in Ausbil­dung deut­lich zu senken.
  • Multi­pro­fes­sio­nelle Teams machen das Kolle­gium stark. Schulpsycholog:innen und Schulsozialarbeiter:innen müssen der Stan­dard in jedem Team sein.
  • Zum Lehr­kräf­te­be­darf müssen sich die Länder endlich ehrlich machen und mit realis­ti­schen, einheit­li­chen, vergleich­ba­ren Progno­sen den Eigen­be­darf verbind­lich selbst ausbil­den anstatt an ihren Abwer­bungs­tak­ti­ken festzuhalten.
  • Seiten- und Quereinsteiger:innen müssen besser quali­fi­ziert, betreut und bezahlt werden. Dazu gehört eine Entlas­tung vom Stun­den­de­pu­tat während der Ausbil­dung; der Beginn der Hospi­ta­tio­nen und Unter­richt dürfen nur unter Anlei­tung, die volle Unter­richts­ver­pflich­tung frühes­tens ab dem 2. Halb­jahr erfolgen.
  • Aner­ken­nungs­ver­fah­ren für im Ausland erwor­bene pädago­gi­sche Quali­fi­ka­tio­nen müssen endlich einfa­cher und schnel­ler werden.

4. Gute Stan­dards von Aachen bis Görlitz

Der Bund muss sich dauer­haft an der bedarfs­ge­rech­ten Finan­zie­rung im Bildungs­we­sen beteiligen.

  • Um Vergleich­bar­keit im Bildungs­we­sen und hohe Quali­tät sowie glei­che Möglichkeiten
  • für die Bildungs­teil­habe herzu­stel­len, braucht es ein bundes­ein­heit­li­ches Bildungs­rah­men- gesetz, das alle Bildungs­be­rei­che in den Blick nimmt. Dieses sollte soziale Verhält­nisse berück­sich­ti­gen, indi­vi­du­elle Rechts­an­sprü­che, Mitspra­che­rechte, Zugangs­vor­aus­set­zun­gen sowie mate­ri­elle und perso­nelle Rahmen­be­din­gun­gen regeln. Das heißt z. B. glei­che Ziele, Rechte und Stan­dards, vergleich­bare Abschlüsse sowie Durch­läs­sig­keit und Siche­rung pädago­gi­scher Fach­kräfte, bedarfs­ge­rechte Finan­zie­rung nach Sozi­al­in­dex und Gebüh­ren- frei­heit für öffent­li­che Ange­bote müssen fest­ge­schrie­ben werden. Glei­cher Zugang zu Bildung und hohe Quali­tät sind bundes­weit zu regeln!

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