Scham­pus statt Seenplatte

Von Diet­mar Bartsch

Wahr­schein­lich hat Phil­ipp Amthor meine Kolumne »Frei­tag um eins« vor dem Landes­vor­stand gelesen. 

Die Menschen in Meck­len­burg-Vorpom­mern sind in der Regel ruhige, beschei­dene Menschen. Menschen, die hart und ehrlich arbei­ten. Keine Wich­tig­tuer. Das erklärt u.a. die Wahl­er­folge der Kanz­le­rin. Da wird abends mal ein kühles Bier getrun­ken. Cham­pa­gner ist etwas für Schiffstau­fen. Dass es ausge­rech­net ein Abge­ord­ne­ter aus Meck­len­burg-Vorpom­mern ist, der ein Faible für Luxus­ho­tels und Cham­pa­gner hat, ist völlig daneben.

Mit Mitte 20 ist Amthor in den Bundes­tag einge­zo­gen. Wenige Monate später war das schon nicht mehr genug, er miss­brauchte sein Mandat, um sich als Lobby­ist für eine New Yorker Firma mit Sitz in der Steu­er­oase und Brief­kas­ten­fir­men­hoch­burg Dela­ware einzu­set­zen. Wir kämp­fen im Bundes­tag gegen Steu­er­oa­sen, selbst manche aus der Unions­frak­tion, und er arbei­tete für eine. Unfassbar!

Amthor spricht von einem Fehler. Was für eine Vernied­li­chung! Ein Fehler kann nicht fast zwei Jahre andau­ern. So lange war er zwischen St. Moritz, Korsika, New York oder auf dem Okto­ber­fest für eine US-Firma unter­wegs, nicht für die Werf­ten in M‑V..

Einzel­fall oder Struk­tur? Zumin­dest die Bilanz der CDU und CSU in dieser Legis­la­tur­pe­ri­ode ist erschre­ckend: Millio­nen­schwere Bera­ter­ver­träge für externe Kumpels und frühere Kolle­gen unter Frau von der Leyen. Ein Mega­scha­den für den Steu­er­zah­ler beim Maut-Murks durch Verkehrs­mi­nis­ter Scheuer und seine CSU-Vorgän­ger. Die Aser­bai­dschan-Affäre von Frau Strenz und jetzt Amthor. Der sich nicht entschei­den kann zwischen Seen­platte und Scham­pus, zwischen Parla­ment und Lobby, zwischen den Inter­es­sen der Bürge­rin­nen und Bürger Meck­len­burg-Vorpom­merns und den Inter­es­sen einer US-Firma. Wer hat die Rech­nun­gen bezahlt? Die Flüge, die Über­nach­tun­gen, die teuren Essen? Amthor schweigt.

Er hat sich noch nicht einmal entschul­digt, vor allem nicht bei den Menschen in Meck­len­burg-Vorpom­mern. Sein Verhal­ten scha­det dem Anse­hen der Poli­tik, dem Anse­hen des Deut­schen Bundes­ta­ges, dem Anse­hen meines Heimat­lan­des Meck­len­burg-Vorpom­merns. Wenn die CDU in Meck­len­burg-Vorpom­mern Anstand besitzt, wird er nicht noch mit dem Landes­vor­sitz belohnt.

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