Erklä­rung des Kreis­vor­stan­des der Flens­bur­ger Linken

Der Kreis­vor­stand der Flens­bur­ger Linken bedau­ert die jüngs­ten Austritte und Rück­tritte inner­halb der Partei zutiefst. Insbe­son­dere der Austritt von Elke Brei­ten­bach, Sören Benn, Henri­ette Quade, Udo Wolf oder Klaus Lede­rer, der als Kultur­se­na­tor Berlins für seine hervor­ra­gende Arbeit hoch geschätzt wurde und weit über Partei­gren­zen hinaus für seine kluge und progres­sive Kultur­po­li­tik Aner­ken­nung fand. Sein Verlust hinter­lässt eine spür­bare Lücke, nicht nur in Berlin, sondern auch für die bundes­weite Ausrich­tung unse­rer Partei. 

Ebenso schmerzt uns der Rück­tritt von Luca Grim­min­ger als Schles­wig-Holstei­ni­scher Landes­spre­cher, der sich einreiht in diese besorg­nis­er­re­gende Entwick­lung. Er verdeut­licht die tiefe Spal­tung inner­halb der Partei. Als enga­gier­ter Spre­cher, der stets für eine trans­pa­rente und wert­schät­zende Kommu­ni­ka­tion inner­halb des Landes­ver­ban­des Schles­wig-Holstein einge­tre­ten ist, schmerzt sein Abgang beson­ders. Er hat stets versucht, das Gespräch zu suchen und Brücken zu bauen, was in Zeiten wach­sen­der inter­ner Konflikte immer schwie­ri­ger wurde. 

Die Rück-und Austritte stehen sinn­bild­lich für die derzei­tige Verfas­sung unse­rer Partei, die zuneh­mend von inter­nen Strei­tig­kei­ten und ideo­lo­gi­schen Graben­kämp­fen geprägt ist. Wir müssen uns fragen: Wie konnte es so weit kommen, dass lang­jäh­rige Mitglie­der und Funk­tio­näre sich gezwun­gen sehen, diese Konse­quen­zen zu ziehen?

Der Flens­bur­ger Kreis­vor­stand erklärt sich soli­da­risch mit all jenen, die sich in unse­rer Partei an den Rand gedrängt fühlen. Viele Genoss*innen haben den Eindruck, dass zentrale Partei­gre­mien sich nicht klar genug gegen­über jegli­chen Formen des Anti­se­mi­tis­mus posi­tio­nie­ren. Es darf in unse­rer Partei keinen Raum für anti­se­mi­ti­sche Äuße­run­gen oder Rela­ti­vie­run­gen des 7. Okto­ber 2023 oder des Über­falls Russ­lands in die Ukraine geben. Solche Vorfälle und die fehlende deut­li­che Abgren­zung gegen­über anti­se­mi­ti­schen Posi­tio­nen erzeu­gen Frust und führen zu den Aus- und Rück­trit­ten, die wir aktu­ell erle­ben. Der jüngste Bundes­par­tei­tag hat es leider versäumt, hier klar Posi­tion zu bezie­hen oder Posi­tio­nen zu schär­fen. Der Flens­bur­ger Kreis­vor­stand ist der Meinung, dass die jüngs­ten Beschlüsse des Hallen­ser Partei­ta­ges unzu­rei­chend sind.

Wir fordern den neuen Bundes­vor­stand eindring­lich auf, sich dieser Thema­tik mit der gebo­te­nen Ernst­haf­tig­keit anzu­neh­men. Es braucht eine klare, unmiss­ver­ständ­li­che Posi­tio­nie­rung gegen Anti­se­mi­tis­mus und eine offene Debatte darüber, wie die Partei Anti­se­mi­tis­mus defi­niert und wie sie gegen Mitglie­der vorgeht, die sich diesen Grund­sät­zen verwei­gern. Gleich­zei­tig verur­tei­len wir geäu­ßerte Meinun­gen von Mitglie­dern aus dem neuen Partei­vor­stand, die Anti­se­mi­tis­mus rela­ti­vie­ren oder gar behaup­ten, die Bundes­re­gie­rung bereite einen Angriffs­krieg gegen Russ­land vor. Solche Aussa­gen sind unver­ant­wort­lich und scha­den der Glaub­wür­dig­keit unse­rer Partei.

Es ist unver­ant­wort­lich, außen­po­li­ti­sche Fragen mit kruden, reali­täts­fer­nen Theo­rien zu beant­wor­ten. Wir lehnen jede Form von Putin-Freund­lich­keit und die Unter­stüt­zung auto­kra­ti­scher Regime ab. Für uns ist es selbst­ver­ständ­lich, dass wir solche Systeme verur­tei­len müssen. Sie reprä­sen­tie­ren genau die Art von Unter­drü­ckung und Macht­miss­brauch, die wir als Linke bekämp­fen. Wir dürfen uns nicht auf den Irrweg bege­ben, Auto­kra­tien als sozia­lis­ti­sche Vorbil­der zu betrach­ten. Wir verur­tei­len entschie­den die Nähe zu auto­kra­ti­schen Regi­men. Solche Auto­kra­tien dürfen nicht als Vorbil­der für sozia­lis­ti­sche Poli­tik dienen, dies hat nichts mit den Werten zu tun, für die wir als linke Partei einste­hen. Sozia­lis­mus bedeu­tet für uns Frei­heit, Mensch­lich­keit, Demo­kra­tie und soziale Gerech­tig­keit, und genau dafür müssen wir uns stark machen – auch in der Außen- und Sicherheitspolitik.

Eine Konzen­tra­tion allein auf basis­ori­en­tierte Aktio­nen wie Haus­tür­ge­sprä­che reicht da nicht aus. Wir brau­chen eine fundierte inhalt­li­che Ausein­an­der­set­zung, um Antwor­ten auf die drän­gen­den Fragen der Zeit zu finden. Nur durch eine program­ma­ti­sche Schär­fung und einen offe­nen Diskurs können wir unsere poli­ti­sche Rele­vanz wieder­ge­win­nen. Auf viele der drän­gen­den Fragen unse­rer Zeit hat Die Linke derzeit keine ausrei­chen­den Antwor­ten – das müssen wir ändern.

Die aktu­el­len Austritte und Rück­tritte sind ein Weck­ruf, der uns deut­lich macht, dass die inhalt­li­che und struk­tu­relle Arbeit inner­halb der Partei drin­gen­der denn je ist. Wir dürfen uns nicht mit reali­täts­fer­nen Posi­tio­nen in der Außen­po­li­tik oder der Unter­stüt­zung auto­ri­tä­rer Systeme aufhal­ten. Wir rufen dazu auf, den Diskurs inner­halb der Partei zu stär­ken und progres­sive, realis­ti­sche Lösun­gen zu finden, die uns wieder als starke, verant­wor­tungs­volle poli­ti­sche Kraft positionieren.

-Der Kreis­vor­stand der Flens­bur­ger Linken-